Schloss

Das barocke Bad Homburger Schloss wurde zwischen 1680 bis 1697 auf Veranlassung des Landgrafen Friedrich II. von Hessen-Homburg von dem Baumeister Paul Andrich als eine vielflügelige und um zwei Höfe gruppierte Anlage errichtet. Im oberen Schlosshof überragt der „Weiße Turm“ das Schloss und die Stadt Bad Homburg. Er diente schon als mittelalterlicher Hauptturm der Vorgänger-
burg als Landmarke.

Die Residenz der Landgrafen von Hessen-Homburg war von 1622 bis 1866 geistiger, kultureller und wirtschaftlicher Mittelpunkt der kleinen Landgrafschaft und von 1866 bis 1918 beliebte Sommerresidenz der deutschen Kaiserfamilie. Nach der Fürstenabfindung war die ehemalige landgräfliche Residenz bis 1945 ein Besichtigungsobjekt der Preußischen Schlösserverwaltung. Sie gehört seit 1946 zur neu gegründeten Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen, deren Zentrale seit 1951 hier untergebracht ist.

Schlosspark

An allen Seiten umgibt ein vielgestaltiger Schlosspark mit Gartenpartien aus vier Jahrhunderten die über der Stadt thronende Schlossanlage, darunter der Barock- und Staudengarten, das Boskett, die Fantasie und der Herrschaftliche Obstgarten.
Der Schlosspark war in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Ausgangspunkt einer zum Taunus hin ausgerichteten „Landgräflichen Gartenlandschaft“.

Schlosskirche

Landgraf Friedrich II. von Hessen-Homburg (1633 bis 1708) ließ aus Gründen der Regularität für den Entwurf der neuen barocken Schlossanlage die im Wege stehende spätmittelalterliche Stadtkirche abreißen. In der darauffolgenden Auseinandersetzung mit der betroffenen Bürgerschaft verpflichtete er sich, einen Ersatzbau in einem Flügel des neuen Schlosses, östlich des Uhrturms, unter Einbindung der kryptenartigen landgräflichen Grablege des Vorgängerbaus, unterzubringen.

Am 25. Juli 1697 wurde der flachtonnengewölbte Saalbau mit dem risalitartig vorspringenden Chorgeviert eingeweiht. 1758/59 fanden erste umfangreichere Instandsetzungen und wohl auch der Einbau der zweigeschossigen Logen im Chorraum statt.

Im Jahre 1908 übernahm die benachbarte gerade fertiggestellte Erlöserkirche von der Schlosskirche die Funktion der evangelisch-lutherischen Stadtkirche. Die Schlosskirche wurde entwidmet und auf Anregung der Kaiserin Friedrich zu einer Gruftkirche umgewandelt. Nach dem 1. Weltkrieg geriet die ungenutzte Schlosskirche nach und nach in Vergessenheit und wurde nur noch gelegentlich als Konzert- und Ausstellungsraum genutzt.

Erst die Initiative des Kuratoriums zur Erneuerung der Bad Homburger Schlosskirche führte in den Jahren 1986 bis 1989 zur Wiederherstellung der Schlosskirche unter Einbindung der wenigen erhaltenen Ausstattungsstücke aus unterschiedlichen Zeiten, darunter der Zyklus der Emporenbilder, das großformatige Altarbild von Karl Begas (1794 bis 1854) und das Orgelgehäuse von Johann Conrad Bürgy (1721 bis 1792).

Das gesamte verlustig gegangene Orgelwerk wurde dabei nach den vorhandenen und präzisen Angaben Bürgys denkmalgerecht rekonstruiert.

Seit 1989 hat sich die Schlosskirche, überwiegend unter der Ägide des Kuratoriums Bad Homburger Schloss e.V., zu einem der beliebtesten Veranstaltungsräume im Rhein-Main-Gebiet entwickelt.

Bürgy-Orgel in der Schlosskirche

Die Orgel des regional tätigen Orgelbauers Johann Conrad Bürgy (1721-1792) ist heute die älteste Orgel Bad Homburgs und eines der wenigen Instrumente, auf dem Werke des Barock, der Klassik und der Frühromantik authentisch wiedergegeben werden können.

Am 14. Juni 1782 wurde zwischen dem Evangelisch-Lutherischen Kirchen-Konvent und dem in Homburg ansässigen Orgelbauer Johann Conrad Bürgy der Vertrag über den Bau einer neuen Orgel für die Schlosskirche geschlossen. Nach fast fünfjähriger Bauzeit wurde die Orgel zum ersten Mal gespielt. Jedoch versagte sie bereits am 30. März 1877 wegen der feuchten Raumverhältnisse ihren Dienst. Das Werk wurde verkauft, nur das Orgelgehäuse blieb in der Schlosskirche.

Im Zuge der Wiederherstellung der Schlosskirche von 1986 bis 1989 konnte das Orgelwerk durch die Orgelbauwerkstatt Förster & Nicolaus in Lich nach den Vorgaben von Johann Conrad Bürgy originalgetreu rekonstruiert werden. Eine Besonderheit der Orgel ist ihr Echowerk. Dessen Windladen und Pfeifen stehen verdeckt im unteren Teil des Orgelgehäuses, sodass die Töne nicht direkt, sondern nur auf Umwegen in die Kirche gelangen und auf diese Weise weit entfernt und echohaft klingen. Dieser Effekt war in der Barockmusik sehr beliebt und wurde später im Fernwerk romantischer Orgeln fortgeführt. Mit 3 Manualen und 38 Registern gehört sie zu den größten Orgeln in der Region.